schlußszene aus el verdugo (der henker) von luis garcía berlanga, spanien 1963. [kurzzusammenfassung des films hier. oder in einem viel auslassenden satz: der protagonist des films wird gezwungen, zum ersten mal seine arbeit als henker anzutreten. erstaunlicherweise entstanden während der franco-diktatur in spanien eine ganze reihe sehr guter, sozialkritischer kinofilme, im stil eines von italien nach spanien importierten, komödiantischen neorealismus mit ungeheuer witzigen dialogen. dieser wahnsinnsraum am ende des films.]
[diesmal nur der link zu google-suchresultaten: c & c music factory, do you wanna get funky, usa 1994, regie: keir mcfarlane. so stelle ich mir gerne die ideale, überteuerte, amerikanische, gin-tonic-ekstatisierte großraumdisco voller beautiful people der 90er-jahre vor. dass alles bestimmt im studio nachgestellt und aufgebaut ist, erkennt man an der decke. das große ästhetische manko aller discotheken ist die decke, die selbst in den allerteuersten clubs immer schäbig ist. ich mag das ende, weil es so echt ist.]
momente der fremdscham:
a) heidi klum im allgemeinen.
b) heidi klum generell.
c) als die versteinerte fratze der heidi klum zum tausendsten mal einen satz mit “aber nur eine von euch …” bildete.
d) als peyman und dieser visagist bei stefan raab ihre sakkos aufrissen und voller stolz die eingenähten designerlabels präsentierten.
e) heidi klum [obwohl es jetzt auch nicht besonders originell ist, heidi klum schlimm zu finden.]
mich schon die ganze woche auf das zeit-magazin gefreut. weiß nicht genau warum, einfach nur so. ich mag zeitungsmagazine, das beilagenhafte daran, das kleinere format, das gestaltetere, eine andere art von texten, die eine gewisse langlebigkeit suggerieren, die artikel auf zeitungspapier oft nicht haben. artikel, die nicht tagesaktuell sein müssen und trotzdem gegenwärtig sind. so ungefähr. ich mag das. gerade in zeiten wie diesen, in denen so viele zeitschriften so unsagbar öde und langweilig und beliebig und vorhersehbar sind, braucht man wieder dringend zeitungsmagazine. und obwohl ich fast nie die zeit lese, habe ich mir heute die zeit gekauft und mich über das neue zeit-magazin gefreut, auch wenn ich es mir etwas anarchischer und weniger konventionell gewünscht hätte. aber es ist nicht schlecht und wird sich entwickeln. hoffe ich. jetzt kommt hoffentlich bald noch das faz-magazin zurück, das man sowieso niemals hätte einstellen dürfen.
gar nicht so einfach, sich neue schwarze sogenannte cargopants zu kaufen. cargopants, latent peinlicher hosentypus, vor ein paar jahren zumindest noch, jetzt wahrscheinlich im klassikerhafen des normalen angekommen. keine ahnung. wie bei so vielen sachen verwässert dann irgendwann die militärische peinlichkeit, bis man die aufgesetzten taschen sogar praktisch findet. ich schätze an schwarzen cargos [schlimme abkürzung, vor allem wenn man im laden danach fragen muss: habt ihr auch schwarze cargos? ja, schauen Sie mal da hinten.], dass man als ihr träger, zum beispiel im schwulen kontext, keiner bestimmten szene zugerechnet werden kann. eine neutralisierungshose sozusagen, die vorhandene szenezugehörigkeiten trotzdem nicht ausschließt. so ungefähr. ode an die cargohose, das putengeschnetzelte unter den hosen. things could be different but they are not.
Mal wieder ein verschämtes Verlinken auf ein von mir viel zu spät entdecktes Weblog, das ich aus beingborings blogroll gefischt habe: Crisco Connection. Wie immer, wenn einem was gut gefällt, tausend Fragen. Wer macht das? Wer ist Anton Waldt? Bei Google nur unbefriedigend fündig geworden.
“Hart aber fair” ist ja auch mal wieder eines dieser Fersehformate, das sich Woche für Woche mehr abnutzt, wenn man es mal durchschaut hat, bis es sich irgendwann einmal selbst zerstört. Zum Beispiel gestern. Eine unendlich altmodische Diskussion über die Pornografisierung der Gesellschaft mit den üblichen Zutaten: nackte Frauen in der Werbung, Bushido, Sido, Gangbang- und Arschficksongs, Sexshopschaufenster, Schmuddelinternet und Handyfilmchen. Alles immer aus dem Blickwinkel besorgter Eltern vorgetragen, die jeden Satz mit “Also ich habe ja auch zwei Kinder” einleiten. Ein anderthalbstündiger Elternabend der Montessorischule. Dass nichts außer Gemeinplätzen rüberkam, lag bestimmt auch an den ganz schlecht gecasteten Gästen. Dieser nicht sehr eloquente Sexmessenheini als wortkarger Anwalt des Bösen, diese Viva-Moderatorin, die die Redaktion gerne als Vertreterin des Trash-TV gesehen hätte, dieser Komiker, der überall und immer betont, dass er nur Hauptschulabschluß hat, ein Journalist, der noch am meisten zu sagen hatte, und diese pietistische Elternvereinsvorsitzende, die zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf das Thema vorbereitet schien. Plasberg war auch ganz schlecht und eingenommen, so schlecht war er noch nie, glaube ich. Man hätte gerne einen Theoretiker mit gesellschaftswissenschaftlichem Hintergrund dabei gehabt, oder einen Philosophen, oder irgendjemanden, der einem etwas Neues hätte erzählen können.
höre ich ab und zu: person pitch von panda bear. nicht ganz leicht, panda bear irgendwo einzukategorisieren, aber wahrscheinlich auch deshalb interessant und gut. verhallte chorale gesänge, hören sich irgendwie retro-hippie-kalifornisch an, verhallte gitarre, kaum schlagzeug. auch nicht die freak-folk-schiene. vielleicht frühe beach boys oder so. keine ahnung. man möchte nicht darauf tanzen müssen, aber man möchte ja auch nicht immer auf alles tanzen müssen. auch hier ist der trend zum long track auszumachen. siehe auch sufjan, lcd soundsystem, joanna newsom, of montreal undsoweiter. zwei der sechs titel auf person pitch sind über zwölf minuten lang. vielleicht als reaktion auf die kurzen titel des kommerz-hiphops inklusive skits, vielleicht wegen des kunstwerkischen charakters, vielleicht weil diesen leuten sowieso schon klar ist, wohl nie im dreieinhalbminuten-raster des mainstream-radios gesendet zu werden.
Das Besondere an der neuen Generation von Großraumflugzeugen, so genannte Amusement-Airliner, war das Konzept der An-Bord-Erlebniswelt. Fernreisenden sollte schon während des stundenlangen Flugs – die Einbauten verlängerten die Flugzeit erheblich – ein einzigartiges Urlaubsfeeling geboten und vermittelt werden. Im Gegensatz zu mir waren ein paar Bekannte schon mehrfach in Amusement-Airlinern geflogen und deren begeisterte Erzählungen hingen einem bereits zum Hals raus. Sogar Harald Schmidt hatte sich mehrfach darüber lustig gemacht. Ich saß also zum ersten Mal im Amusement-Airliner und versuchte möglichst routiniert und unbeeindruckt zu wirken. Die Reise ging nach Philadelphia, mit Zwischenlandung in Washington (billiger als Direktflug). Das Innere des Flugzeugs war so gestaltet, wie sich Amerikaner ein französisches Dorf vorstellen. Ein Kirchlein mit Kirchleinturm, enge Gässchen und Pariser Straßencafechen, auf deren Stühlchen die Passagierchen die Reise verbrachten. Man konnte auch herumspazieren und Souvenirs und Latte Macchiato in Pappbechern kaufen. Die Hauptmahlzeiten wurden in einer überdimensionierten Kantine in Hörsaalform eingenommen. Als ich die Treppen zum Kantinentresen hinabschritt kam mir ein Jogger entgegen und rief mir zu: Gleich gibt’s afghanische Suppe, da freu ich mich schon total drauf! Ich hatte noch nie im Leben afghanische Suppe gegessen und schon immer Leute gehasst, die Vorfreude auf neue Suppen praktizierten. Man konnte auch einen kleinen Hügel besteigen, um das französische Dorf aus der Ferne zu besehen. Dort, am Aussichtspunkt, setzte ich mich auf einen der nebeneinander platzierten, schalenförmigen Drahtsitze, deren Design nur deshalb schalenförmig war, um eine Nutzung als Schlafstätte zu verhindern. Ich kaufte mir einen Kaffee und bekam die erste ernsthafte Depression meines Lebens. Mir war sofort klar, dass das diesmal was richtig Ernstes ist. Über dem Dorf wurde ein gigantischer Sonnenuntergang simuliert, die Animateure bereiteten die Festlichkeiten anläßlich des französischen Nationalfeiertags vor und stellten in kleine Papiertüten verpackte Teelichter auf die Kaffeehaustische. [aufgew.]
Wenn ich manchmal doch fünf Minuten glaube, irgendwann früher schon mal gelebt zu haben – und wie jeder idiotische Romantiker glaube ich dann natürlich, dass das unbedingt ganz woanders gewesen sein muss – dann glaube ich am liebsten, dass ich schon mal Inder war. Nur so läßt sich auf parapsychologische Weise erklären, weshalb ich, zumindest theoretisch, jeden Tag indisch essen könnte. Im Rahmen der Vielschreibwoche greife ich deshalb auf Rezeptcontent zurück, um die Schreibmenge künstlich zu erhöhen. Ich hab mal kurz eines meiner indischen Lieblingsrezepte ins Englische übersetzt:
Chicken Saag [Chicken kennste, Saag ist Spinat. Am besten schneidet man ein paar Hähnchenbrustfilets in relativ große Stücke. Als Spinat eignet sich der kleingehäckselte Tiefkühlspinat ganz gut. Nein, ich meine nicht Rahmspinat]:
Fry the chicken lightly in 4 tablespoon of oil for 3-4 minutes until lightly browned and set aside. Put the spinach into a deep pan; add 1/4 cup water. Bring to boil and remove from heat. When cool, grind in blender and set aside. Heat the remaining oil and add ginger, garlic and onions; sauté until lightly brown. Add tomatoes, salt, cayenne, coriander powder, turmeric, cloves, and cardamom. Sprinkle with one tablespoon water. Cook for 10 minutes over low heat. Add chicken and milk. Simmer until the chicken is tender. Add spinach and garam masala. Cook until spinach starts sticking to pan. Remove from heat. Add butter to chicken saag and cover until ready to serve.