Archiv: November 2008

29.11.08

# Beim Lesen von Diederichsens Eigenblutdoping freut man sich immer am meisten über Ausdrücke wie “prekär arbeitende Bohemiens der Serviceindustrie”. Sehr komplexer Text, nicht gerade als Bettlektüre geeignet, zumindest nicht nach 23.00 Uhr. # Noch schlimmer als Weihnachstmärkte sind natürlich alternative Weihnachtsmärkte, auf denen prekär arbeitenden Bohemiens der Serviceindustrie Bio-Glühwein trinken und sich Ziegenmilchseife gönnen. Dort auch im Vorbeigehen am Raclette-Fressstand gehört: Das ist so krass. Immer wenn ich Raclette rieche, muss ich total an unseren Schweiz-Urlaub denken. # Gestern mit vierjähriger Verspätung “Agnes und seine Brüder” gesehen, den mir mal M.H. empfohlen hatte. Auch so ein Film, bei dem Nebensächlichkeiten alles kaputtmachen. Warum diese aufdringliche Musik, warum der Gastauftritt von Til Schweiger, warum muss Katja Riemann immer Schnuten ziehen, warum muss Vadim Glowna diese komische Frisur haben? Sehr ärgerlich und unnötig. Und dann noch Aussagen im Making of in der Art: Die Szene mit Herbert Knaup und der Heckenschere, das hat man im deutschen Kino so noch nicht gesehen. Totaler Bullshit.

 malo | 19:03 | link | 5 kommentare | trackback | mottoshow: life

27.11.08

Seit langer Zeit mal wieder bei einem Konzert gewesen: Fujiya & Miyagi, in Maßen gehypte Band aus Brighton ohne konkreten Japan-Hintergrund [sie nennen sich wohl so nach einer Filmfigur aus Karate Kid], spielten vorgestern im Kölner Luxor. Meistens kurze Songs mit scharfen Schlagzeug-Beats, markantem Bass, delirierender Can-Orgel und dazu flüsterhafter Gesang. Man hätte alle Songs, weil sie sich ein bißchen gleich anhören [was ich in diesem Fall aber mag], auch gut übergangslos durchspielen können. Zwischendurch dachte ich sogar, dass man, wäre man sehr betrunken oder auf andere Weise zugedröhnt, Fujiya & Miyagi nochmal viel toller fände. Ich wäre gerne zu Silvester auf einer Party, auf der dann um zwei Uhr diese Band auftritt. Dann trafen wir Finger, der irgendwann einmal zu diesem komischen Namen kam und selber Bass spielt, und besagter Finger meinte, der Bassist spiele Bass auf eine sehr unkonventionelle und wenig verbreitete Weise. Eine Meinung, die ich auf die Schnelle als Bass-Laie nicht beurteilen kann, weshalb sie mir besonders plausibel vorkam und hier jetzt weiterverbreitet wird. Mittendrin kam dann ihr kleiner Hit “Knickerbocker” mit dem schönen Refrain “Vanilla, Strawberry, Knickerbocker Glory, I saw the Ghost of Lena Zavaroni”. An Lena Zavaroni, die in diesem Song als Geist reanimiert wurde, hatte ich auch schon lange nicht mehr gedacht. Sie war Anfang der Siebziger ein Kinderstar aus Schottland, den man etwas ungerechterweise schon immer ganz besonders schlimm fand, so wie man eben Kinderstars immer schlimm findet. Ihre Stimme war sehr röhrend und sie hatte ein großes Selbstbewußtsein, was mich als Kind besonders störte, weil ich selber eher undsoweiter. Sie ist 1999 im Alter von 36 Jahren an Anorexie gestorben, was ich bis gerade eben auch nicht wußte. Und jetzt tut es mir doch irgendwie leid, dass ich sie mit ungeheuer vielen anderen immer so scheiße fand. Auf Youtube gibt es diverse documentaries über sie, die ich mir aber doch nicht ansehen mag.

[Fujiya & Miyagi spielen heute in München, morgen in Berlin, übermorgen in Hamburg und am Sonntag in Münster.]

 malo | 13:15 | link | 1 kommentar | trackback | mottoshow: fujiya & miyagi

25.11.08

# Heute möglicherweise in “Wie schön übrigens”-Stimmung? # Vorgestern geträumt, ich wäre nach Berlin gefahren, um mir dort eine Ausstellung anzuschauen. Superorigineller Traum. Ein Wunder, dass ich nicht auch noch geträumt habe, wie ich mir an der Museumskasse eine Eintrittskarte gekauft habe oder aufs Museumsklo gegangen bin. # Heute geträumt, ich hätte einem jungen Mann eine goldene Kette geschenkt. Aus finanziellen Gründen allerdings nur eine dieser ganz dünnen goldenen Ketten, die so leicht sind, dass sie getragen nicht richtig hängefallen, sondern sich quasi der Schwerkraft widersetzen und wellig auf der Haut liegen. # Dann aufgewacht und gedacht, ohneinbittenicht so alt sein, dass man nun bis zum Lebensende träumt, man schenke irgendwelchen jungen Männern Goldketten. Ãœberhaupt Goldketten! Was soll das? # Der junge Mann, fällt mir jetzt ein, war natürlich Quim Gutiérrez aus Dunkelblaufastschwarz. Er spielt darin auf almodóvareske, verklärtrealistische Weise einen jungen Hausmeister mit BWL-Diplom und dementem Vater in einem Vorort von Madrid. Schon beim Anblick des verbrannten Madrider Sommerrasens wurde ich aus persönlichen Gründen etwas melancholisch. Wie in allen almodovaresken Filmen gab es dann eine Partyszene, in der eine sinnliche Spanierin Gitarre spielt und ein altkluges, folkloristisches Trauerliedchen anstimmt. Ab da wurde der Film natürlich blöd. Und das moderne Gefängnis, in der Quim die junge Inhaftierte schwängerte, kannte ich auch schon aus irgendeinem Almodóvar-Film. Ich glaube, es ist nicht einfach, in Spanien Filme zu machen, die sich von Almodóvar freimachen können. # Heute nacht möchte ich mal nichts träumen.

 malo | 10:37 | link | 1 kommentar | trackback | mottoshow: sommerrasen

Michael Althen in der FAZ über “Scenes from a Revolution – The Birth of the New Hollywood” von Mark Harris:
“Die Grundidee des Buches ist bestechend einfach und bemerkenswert effektiv: Man nehme die fünf Oscar-Kandidaten für den besten Film des Jahres 1967 und erzähle ihre Geschichten von der Entstehung bis zum Abend der Verleihung: „Bonnie and Clyde“, „Doctor Dolittle“, „The Graduate“, „Guess Who’s Coming to Dinner“ und „In the Heat of the Night“. Nun bilden die Oscars oft genug nur einen beschränkten Ausschnitt des Filmwesens ab und bieten sich eigentlich nicht unbedingt an, wenn man von Aufbruch und Veränderung erzählen möchte. Aber in jenem Jahr bildete sich in den Worten des Autors Mark Harris tatsächlich etwas ab, nämlich der Umstand, dass etwas an sein Ende gekommen und etwas anderes im Entstehen war.”
[Wie schön übrigens, dass es heutzutage völlig normal ist, fremdsprachige Neuerscheinungen im deutschsprachigen Tageszeitungs-Feuilleton zu besprechen. Noch vor zehn, fünfzehn Jahren quasi ein Ding der Unmöglichkeit.]

 malo | 10:02 | link | 0 kommentare | trackback | mottoshow: 1967

24.11.08

 malo | 00:45 | link | 0 kommentare | trackback | mottoshow: morocco

23.11.08

Auch hier nochmal der Hinweis auf Volker Pantenburgs sehr schönen Text Das Schweigen der Weblogs wird unterbewertet.

 malo | 00:10 | link | 0 kommentare | trackback | mottoshow: schweigen

22.11.08

Ekkehard Knörer, Bert Rebhandl, Simon Rothöhler und Erik Stein haben in Zeiten der Medien- und Kritikkrise, also genau zum richtigen Zeitpunkt, ein neues Magazin namens CARGO ins Leben gerufen, in dem es um Film/Medien/Kultur geht. Es erscheint [nicht nur, aber vor allem] online und wird weblogähnlich regelmäßig aktualisiert [oder auch nicht], ab und zu wird es aber wohl auch in Printform zu kaufen sein [erstmalig zur Berlinale]. Dieses Verhältnis von Online zu Print mag ich an der Idee besonders [und es kommt mir auch sehr modern und zeitgemäß vor, fast möchte ich es sogar vernünftig nennen], da der Online-Auftritt nicht das vernachlässigte und eingeschrumpft mitgeschleppte Nebenprodukt des Printtitels ist, wie bei allen Magazinen in Deutschland, sondern das gedruckte Heft den Online-Auftritt gelegentlich ergänzt und bereichert wie ein schön verpacktes Riesenbonbon in Glitzerfolie [so stelle ich mir das jetzt zumindest vor]. Ich wünsche diesem schönen, mutigen und zeitaufwendigen Projekt viel Erfolg und Durchhaltevermögen. [Bei Ekkehard Knörer würde ich übrigens mal gerne einen Zeitmanagementkurs belegen oder er soll bitte ein Anti-Prokrastinationsbuch schreiben. Contrakrastination in a nutshell.]

 malo | 19:35 | link | 3 kommentare | trackback | mottoshow: cargo

6.11.08

Etwas ungern fühlte man sich aber auch an die Euphorie erinnert, die einem damals nach zweihundert Jahren Helmut-Kohl-Herrschaft kurz die Ohren vollspülte, als man zu meinen glaubte, mit Rot-Grün würde alles anders und besser und moderner. Und dann wurde alles nur halbanders und halbbesser und halbmoderner und VW-Manager durften sich im Auftrag der Regierung neue Sozialsysteme überlegen und römisch durchnumerieren und der Kanzler machte irgendwelche Russland-Deals und der Turnschuhminister nahm ständig ab und zu und geht heute allen Ernstes zu James-Bond-Filmpremieren. So hatte man sich damals den Change dann eigentlich doch nicht vorgestellt.

 malo | 00:36 | link | 7 kommentare | trackback | mottoshow: the day after

4.11.08

COME ON! FEEL THE ILLINOISE!
 

 malo | 23:02 | link | 1 kommentar | trackback | mottoshow: obama – former senator for illinois

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