16.3.09
malo | 20:39 | link | 3 kommentare | trackback | mottoshow:
9.3.09
35 Rum, ein ganz leise und behutsam erzählter neoneoneorealistischer Film von Claire Denis. Vater und Tochter wohnen in einem eheähnlichen, aber glücklicherweise [darauf hätte ich als Zuschauer nämlich keine Lust gehabt] nicht sexualisierten Verhältnis zusammen. In einem vor allem von Francoafrikanern bewohnten Pariser Vorvorort, in einer von der Tochter sterilgeputzten, aufgeräumten Wohnung. Es wird Reis im Reiskocher gekocht und zusammen gegessen und nicht so viel miteinander geredet. Alltag eben, von Routinen zergliedert. Der Vater ist rechtschaffener S-Bahnfahrer, die Tochter studiert rechtschaffen Politikwissenschaft, eine rechtschaffene Nachbarin, die wohl in den Vater verliebt war und noch immer ist, fährt Taxi, ein junger Nachbar wohnt mit den Möbeln seiner verstorbenen Eltern ganz oben im Haus in einer rechtschaffen unaufgeräumten Wohnung. Kein Banlieue-Film also mit Sozialarbeitern, Jugendbanden und brennenden Autos. eher eine Beziehungsstudie. Ich mochte das sehr, die Langsamkeit, das Unaufgeregte, das Lindenstraßige daran, könnte mir aber auch vorstellen, dass das viele überhaupt nicht mögen. Aber es war Sonntagabend, ich hatte gerade Lindenstraße gesehen, war schlecht gelaunt und all die Frankophilen saßen mit zwei leeren Kinosesseln Abstand angenehm fern um mich herum. Nun zu dem Teil, der mir überhaupt nicht gefallen hat, auch wenn er im Film nur zehn Minuten einnimmt, aber massiv stört. Bereits im Vorspann konnte man sehen, dass der Film auch von der Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein gefördert wurde. Wenn ich das bei nichtdeutschen Filme lese, werde ich schon immer ganz panisch, weil das immer bedeutet, dass der Film zum Teil dann leider auch in Deutschland produziert werden muss [sonst gäbe es ja keine Fördergelder], oder [noch schlimmer] dort spielen muss. Und so befinden sich dann auch Vater und Tochter plötzlich auf einer deutschen Autobahn. Bedrohlich rücken blaue Autobahnschilder ins Bild, auf denen Hamburg und Berlin zu lesen ist. Heftiges inneres Flehen: Bittebitte kein Berlin-Film. Noch heftigeres Flehen: Bittebitte weder Daniel Brühl, noch Til Schweiger oder Jessica Schwarz dürfen auftauchen. Dann geht es aber nur nach Lübeck zu Ingrid Caven, was ja auch schon schlimm genug ist. Ingrid Caven, die ich sowieso nicht mag, spielt grauenhaft blöd und schlecht und zieht eine One-Woman-Revueshow ab. Sie redet in drei Minuten so viel, wie alle anderen Darsteller zusammen in den vorangegangenen sechzig Minuten des Films, und vermiest einem die Stimmung. Kann man überhaupt nicht verstehen und aushalten, wie man auf diese Idee kommen konnte. Bitte rausschneiden. Überhaupt muss mal mit dem Mythos aufgeräumt werden, sogenannte Fassbinder-Schauspielerinnen seien außerhalb von Fassbinder-Filmen gute Schauspielerinnen. [An dieser Stelle spielt sich in mir ein echauffierter innerer Monolog ab über alle schrecklichen Post-Fassbinder-Filme mit Hanna Schygulla, Irm Herrmann und Margit Carstensen.] Dann geht der Film aber wieder in Paris so weiter, als ob nichts passiert wäre, was in gewisser Weise ja auch stimmt, und der Vater trinkt irgendwann noch die filmnamengebenden 35 Gläser Rum [sehr mager eingeschenkt, eigentlich entspricht die Menge höchsten zehn Schnapsgläsern Rum, wenn ich das mal schlaumeierisch anmerken darf], was jetzt auch nicht so die super Drehbuchidee war. Keine weiteren Anmerkungen. Vielleicht tut man dem Film Unrecht, sich zu sehr über die Carven-Passage aufzuregen.
malo | 11:19 | link | 10 kommentare | trackback | mottoshow: 35 Rum
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